Treibhausgase, Kohlenstoffdioxid, Erderwärmung, Klimawandel …

diese Begriffe sind in letzter Zeit in aller Munde. Es bilden sich verschiedene Lager, wie im Krieg. Die einen wollen die Welt retten und ihre Mitmenschen zwingen jetzt sofort ihr Leben zu ändern und die anderen … sind dagegen. Es wird viel geredet, palavert, demonstriert, geschimpft und gestreikt und alle halten diesen Gedanken von der Wirksamkeit von Treibhausgasen auf das globale Klima für eine brandaktuelle Erkenntnis, zu der man ja nur gekommen ist, weil wir in den letzten hundert Jahren mit unserer Industrialisierung die Atmosphäre so vergiftet haben, daß man jetzt unbedingt etwas dagegen tun muß! Hat man ja vorher nicht ahnen können!

Aber dem ist nicht so. Da gab es bereits vor über hundert Jahren eine Frau, die sich wissenschaftlich mit dem Gebiet der Atmosphärenchemie, hauptsächlich in Bezug auf die Klimawirksamkeit von Treibhausgasen auseinander gesetzt und sogar  Experimente durchgeführt hat. Nur hat ihr damals leider kaum jemand zugehört, schlicht und einfach weil sie eine Frau war. Denn für Frauen schickte es sich nicht zu studieren oder womöglich in einer Universität große Reden zu schwingen … wenn sie etwas schwingen durften, dann nur den Kochlöffel.
Diese Frau war eine der ersten Frauen, die dafür gekämpft haben, daß wir Mädels heute alle ein eigenes Konto haben dürfen, ohne dafür unseren Ehemann um Erlaubnis fragen zu müssen, daß wir in der Politik mitmischen und Wählen gehen dürfen, daß wir uns eine eigene Meinung bilden und diese auch laut aussprechen und vertreten dürfen...
Der Name dieser Frau war Eunice Newton Foote und sie war Erfinderin, Forscherin und Frauenrechtlerin im Amerika des 19. Jahrhunderts.

Am 17. Juli 1819 wurde Eunice Newton in Goshen, Conneticut, USA geboren. Sie war eines von zwölf Kindern und hatte sechs Schwestern und fünf Brüder!
Sie wuchs in Troy im Bundesstaat New York auf, wo sie das „Troy Female Seminary“, die heutige „Emma Willard School“, besuchte. Eine Schule für junge Frauen, die 1814 gegründet wurde und damals schon ihre Schülerinnen dazu ermutigte, Vorlesungen am benachbarten naturwissenschaftlichen College, dem heutigen „Rensselaer Polytechnic Institute“, einer privaten technischen Hochschule zu besuchen.
Bei den Besuchen an dieser Schule lernte sie die Grundlagen der Chemie und eignete sich Wissen in experimentellen Techniken an.
1841 heiratete sie den Anwalt Elisha Foote, der ebenfalls sehr interessiert an den Naturwissenschaften war. Die beiden forschten zusammen, machten Erfindungen und meldeten Patente an. Letzteres dürfte für beide sicher nicht schwer gewesen sein, da Elisha sich als Anwalt auf das Patentrecht spezialisiert hatte. Außerdem waren beide in der Frauenrechtsbewegung aktiv.
Ja, es gab tatsächlich auch Männer, die sich für das Recht und die Gleichstellung der Frauen stark gemacht hatten. Foote unterstützte seine Frau in diesem Kampf. Das Ehepaar nahm an der „Seneca Falls Convention“ von Elizabeth Cady Stanton teil und ihre Namen sind noch heute auf „Declaration of Sentiments“ zu finden.
Die Seneca Falls Convention war die erste Zusammenkunft amerikanischer Frauen, die die Angelegenheit der Frauenrechte zum alleinigen Thema machte und ausschließlich von Frauen organisiert wurde. Diese Versammlung fand am 19. und 20. Juli 1848 statt und an deren Ende wurde ein berühmt gewordenes Manifest herausgegeben: die „Declaration of Sentiments“.  Dies war ein Anfang, der allerdings acht Jahre später, als sie auf der Jahrestagung der „American Association for the Advancement of Science“ in Albany , New York, ihre wissenschaftliche Arbeit vorstellen wollte, nicht viel Wirkung zeigte.
Sie hatte jahrelang Experimente durchgeführt, die den auftretenden Effekt bei sonnenbestrahlten und luftdicht verschlossenen Glasröhren, die mit verschiedenen Gasen gefüllt waren, untersuchten. Auf der Grundlage dieses von ihr erdachten Versuchsaufbaus wies sie die Absorption von solarer Wärmestrahlung durch Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf nach. Aufgrund der erzielten Resultate, erkannte sie eine mögliche Ursache für Klimawandel-Ereignisse.
Sie durfte ihre Arbeit nicht selbst vorstellen, da es zu dieser Zeit absolut nicht üblich war, daß Frauen in der Öffentlichkeit Reden hielten! Schon gar keine wissenschaftlichen Abhandlungen. So wurde ihre Arbeit von Joseph Henry, einem Physiker und Mitbegründer des „Smithsonian Institution“ vorgelesen. Er war so nett vor dem Vortragen ihrer Arbeit eine Anmerkung voran zu stellen. Er sagte:
„Die Wissenschaft hatte kein Land und kein Geschlecht. Die Sphäre der Frau umfasst nicht nur das Schöne und Nützliche, sondern auch das Wahre.“
Ihr Aufsatz wurde zwar in selben Jahr noch im „American Journal of Science and Arts“ veröffentlicht, dem ältesten Journal seiner Art in den Vereinigten Staaten, gegründet 1818, eine Erwähnung ihrer Erkenntnisse in den jährlichen Proceedings der Forschungs-Gesellschaft wurde allerdings vergessen…
Eunice Newton Foote gilt weltweit als die erste Forscherin, die einen direkten Zusammenhang zwischen der Kohlenstoffdioxid-Konzentration in der Luft und der Erwärmung der Erdatmosphäre erkannte und damit eine wichtige Komponente des Treibhauseffekts identifizierte. Und obwohl drei Jahre später der irische Naturwissenschaftler John Tyndall ihre Erkenntnisse bestätigte, wurde dem Thema lange Zeit keine Beachtung geschenkt.
In der Forschungsgeschichte des Klimawandels waren die Leistungen von Eunice Newton Foote bis vor Kurzem weitestgehend unbekannt. Erst im Jahre 2010 entdeckte der Geologe Raymond Sorenson ihre Publikationen zu dem Thema und machte sie wieder für die wissenschaftliche Welt zugänglich.
130 Jahre nach ihrem Tod wurde ihr früher Beitrag zur Klimatologie erstmals im großen Stil gewürdigt. Auf einem Symposium der University of California 2018 wurde an sie und ihre Pionierarbeit erinnert und gleichzeitig auch ihre Ausgrenzung aus der Wissenschaftsgeschichte beschrieben.


Text: Nadja von der Hocht


Foto: unbekannt