Vor einigen Jahren haben mein Mann und ich uns entschieden, für unsere Computerarbeit mal die Marke mit dem angeknabberten Fallobst auszuprobieren.

Für ordentlich viereckig Geld haben wir uns die neueste, schnellste und größte Festplatte, Arbeitsbausteine und Grafikkarten zusammengestellt. Alles hübsch verpackt im wohlbekannten, schicken, copyright-geschützten weiß-silber-schwarzen Design. Das gute Stück hat jahrelang treue Dienste geleistet und auch diverse Umzüge schadlos überstanden. Aber nach mehreren Jahren auf unserer staubigen Mittelmeerinsel hat unser stolzes Flaggschiff plötzlich den Geist aufgegeben. Mitten in der Arbeit beschloss er unvermittelt, sich selbst abzuschalten.
Jetzt ist mein Mann niemand, der gleich in Panik gerät, wenn mal was kaputt geht. Er stellte fest, daß der Rechner ziemlich heiß gelaufen war, ließ ihn abkühlen und genehmigte sich erst einmal einen Kaffee. Eine halbe Stunde später startete er einen neuen Versuch. Der Rechner ließ sich zwar hochfahren, hielt aber nicht lange durch. Er wurde immer wieder zu heiß und schaltete ab. Erster Verdacht: ein Lüfterproblem. Das Diagnoseprogramm, das er in den fünf Minuten laufen ließ, in denen er nicht abstürzte, bestätigte das Dilemma. Ein Lüfter funktionierte tatsächlich nicht mehr. Jetzt hat das Ding aber drei davon und ausgerechnet der, der die Festplatte kühlen soll und sich natürlich ganz hinten versteckt, hatte die Arbeit eingestellt. Um an ihn ran zu kommen, muss man erst sämtliche Eingeweide, die davor geschraubt wurden, entfernen, sich die richtige Reihenfolge merken und bloß kein Schräubchen vergessen! Dank YouTube-Tutorials weiß man Mann ganz genau, wie sein heiliges Blechle von Innen aussieht und wie man das ein oder andere reparieren kann. Auch war er bereits so tollkühn unseren enddesignten High-Tec-Rechner eigenhändig zu öffnen, obwohl das die Herstellerfirma gar nicht gerne sieht…

Aber all das über die Jahre mühsam erworbene Wissen nützt nur leider absolut gar nichts, wenn man als Otto Normalverbraucher auf dem freien Markt für diese spezielle Marke keine Ersatzteile kaufen kann! Man muss sein liebgewonnenes Status-Symbol immer zu diesen sogenannten „Genies“ eines lizensierten Fachhändlers schleppen, um ihn dann dort in fremde Hände zu geben und ihn vielleicht oder vielleicht auch nicht reparieren zu lassen… oder sich ein aktuelleres Gerät aufschwatzen zu lassen.
Jetzt wohnen wir aber auf Spaniens größter Mittelmeer-Insel und auf dem ganzen Eiland gibt es nur einen einzigen „Experten“, der Geräte dieser Marke mit dem Obst repariert! Und natürlich hat der seinen Laden auf der anderen Seite der Insel, was jedes Mal über eine Stunde Fahrzeit bedeutet! Aber was nützt alles Maulen und Lamentieren? Wir entschieden uns, das Ersparte zusammen zu kratzen und den Rechner in Reparatur zu geben. Denn wozu hat man denn so eine teure Maschine, wenn man sie nicht benutzt?
Am nächsten freien Vormittag packten wir den Computer in seinen ebenfalls gut gehüteten Original-Karton und machten uns auf den Weg in die Hauptstadt. In den verstopften Straßen war es nahezu unmöglich einen Parkplatz zu finden. Dazu kam, daß die Tiefgaragen entweder überfüllt oder gesperrt waren. Als wir endlich einen freien Platz in einer der Tiefgaragen meilenweit weg vom Ladenlokal ergattern konnten, packte mein Mann sich unser bullenschweres Heiligtümchen auf die Schulter und wir machten uns daran, aus den modernen, nach Abgasen stinkenden Katakomben der Großstadt wieder ans Tageslicht zu gelangen. Da standen wir nun … mitten im Getümmel unter der brennenden Sommersonne mit einem unhandlichen und schweren Karton auf dem Buckel und hatten komplett die Orientierung verloren! Von wo waren wir jetzt gekommen? Links oder Rechts? Oder doch von der anderen Straßenseite? Wir irrten eine Weile in der brütenden Hitze durch die Gegend, fragten in Läden und sogar zwei Streifenpolizisten nach dem Weg aber alle Befragten kannten sich in ihrer eigenen Stadt nicht aus! Unsere Laune verschlechterte sich sekündlich und so machten wir Kehrt, stiegen wieder ins Auto und starteten einen neuen Versuch einen Parkplatz in der Nähe des IT-Ladens zu bekommen. Diesmal landeten wir auf der richtigen Fahrbahn, die direkt am Laden vorbei führte. Hätte ich in dem hektischen Verkehr fahren müssen, ich wäre längst von Heulkrämpfen geschüttelt mitten auf der Straße zusammengebrochen. Zum Glück saß meine stärkere Hälfte am Steuer und er hatte kein Problem mit all den rücksichtslosen, wild hupenden Verkehrsrowdys. Er schlängelte sich an all den Autos, Motorrädern und Bussen vorbei und huschte in die nächstgelegene Tiefgarage, die zum Glück nicht gesperrt war. Zurück im Tageslicht fanden wir uns nur wenige Schritte vom Laden entfernt wieder. Erleichtert stellten wir endlich unsere wertvolle Last im klimatisierten Vorraum des Computerladens ab.
Wir mußten ein wenig warten, denn vor uns erklärte der Jungspund hinterm Tresen einem am Boden zerstörten Kunden gerade, daß sie nichts mehr für sein Gerät tun konnten. Das stimmte nicht gerade zuversichtlich. Mit nur mühsam zurückgehaltenen Tränen in den Augen verließ der große Mann mit seinem für tot erklärten Liebling unterm Arm das Geschäft.
Jetzt waren wir an der Reihe. Da wir genau wußten, was mit unserem Rechner nicht stimmte, machten wir direkt klare Ansagen:
„Bitte den Festplattenlüfter austauschen und von innen das Gerät einmal komplett grundreinigen.“
Für den Text hatte ich mich extra zu Hause schlau gemacht, was „Festplatte“ und „Lüfter“ auf Spanisch heißen. Der junge Mann guckte etwas kariert aus der Wäsche. Wahrscheinlich war er es gewohnt, daß die Leute ihm ihre Sachen mit dem einfachen Wort „roto“ – kaputt über den Tresen reichen und er dann erstmal für teuer berechnete Arbeitsstunden ausknobeln durfte, was genau denn jetzt defekt ist. Vorsichtshalber wiederholten wir noch mal unser Anliegen:
Den Festplattenlüfter austauschen – den Lüfter – nicht die Festplatte und sauber machen. Erst ich auf Spanisch, dann mein Mann noch mal auf Englisch. Ich konnte meinem Angetrauten regelrecht ansehen, daß er den Jungspund am liebsten gefragt hätte, ob er ihm nicht einfach den Lüfter verkaufen wolle, damit er seinen Rechner selber reparieren kann. Aber er sollte ja auch mal gründlich gereinigt werden und von Staub und dem ein oder anderen Tierhaar befreit werden, das garantiert darin zu finden war. Denn unsere frostbeulige, alte Mietze-Katze liegt im Winter gerne vor genau diesem Lüfter…
Der Fachmann für angedötschtes Kernobst nickte beflissen und notierte den Auftrag, nebst all meiner Daten inklusive E-Mail-Adresse und ließ mich einen mangelhaft ausgedruckten Wisch unterschreiben.
Wir würden eine E-Mail bekommen, ließ er uns wissen, in der wir dann den Auftrag bestätigen sollen und schleppte unseren Schatz in einen der hinteren Räume. Als er wieder zurück kam, wiederholter er noch mal, daß wir spätestens morgen diese Mail mit der Diagnose bekommen würden und entließ uns huldvoll aus seinen Diensten. Ich fragte mich noch beim Rausgehen, von welcher Diagnose er sprach, wir hatten ihm doch gerade gesagt, was er tun sollte! Doch nun gut, wir ließen also unser gutes Stück allein bei dem fremden Onkel und verließen nur mit einem blassen Ausdruck, auf dem man kaum etwas entziffern konnte, den Laden und fuhren wieder nach Hause.
Schon am nächsten Nachmittag fand ich tatsächlich eine E-Mail auf meinem Laptop. Darin stand nicht, daß die verlangten Arbeiten bereits ausgeführt und das Gerät zur Abholung bereit wäre, sondern daß deren Diagnose ergeben hatte, daß nicht nur der Lüfter, sondern auch die Festplatte fehlerhaft sei und daß der Austausch samt Reinigung insgesamt etwas über vierhundert Euro kosten würden. Wenn wir die Reparatur in Auftrag geben wollen, sollten wir auf den unten stehenden Link klicken! Vierhundert Euro! Von denen alleine die neue Festplatte zweihundert fressen würde! Natürlich würden sie auch alle Daten sichern – das volle Programm eben.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich todesmutig auf diesen Link geklickt habe, der uns um vierhundert Euro ärmer machen würde. Mein Mann war zwar der festen Überzeugung, die Festplatte sei nicht kaputt, das hätte er gemerkt, aber im Prinzip hatte er gegen ein neues Speichermedium nichts einzuwenden. Trotzdem bestand er darauf, daß er die alte Festplatte zurück bekam. Also setzte ich mich an meinen Schleppi und formulierte eine Mail in der ich ausdrücklich darum bat, daß man die ausgebaute Festplatte nicht entsorgte, sondern sie uns wieder aushändigte. Und um ganz sicher zu gehen, rief ich ein paar Minuten später noch mal an, um mir bestätigen zu lassen, daß die Mail angekommen, gelesen und verstanden worden war. Ja – im Umgang mit unserer Technik verstehen wir keinen Spaß!
Nur wenige Tage später war der Rechner zur Abholung bereit. Diesmal ging alles ganz flott. Wir huschten wieder in die richtige Tiefgarage, schoben mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht die Bankkarte über den Tresen, vergewisserten uns, daß die alte Festplatte mit im Karton lag und machten uns frohgemut auf den Heimweg. Wir hatten unser heiliges Blechlein zurück, jetzt konnten wir wieder beruhigt schlafen. Irgendwie fehlt halt was, wenn nicht alle „Kinder“ zu Hause sind.
Natürlich wurde der Computer gleich aufgebaut, eingestöpselt und angeschmissen. Er meldete sich mit dem vertrauten Singsang zurück und stürzte nicht gleich wieder ab. So weit, so gut. Aber mein Mann wäre nicht mein Mann, wenn er jetzt nicht sofort die ausgebaute Festplatte auf Herz und Nieren geprüft hätte. Er steckte sie in ein externe Gehäuse und stöpselte sie ein.
„Ich hab´s gewußt!“
Mit einer Mischung aus Triumph und Ärger tippte er mit dem Finger auf den Bildschirm … eine Tätigkeit, die mir immer strengstens untersagt wurde! War wohl ein Versehen im Überschwang der Gefühle …
„Da ist sie! Ich hab´ gewußt, daß die nicht kaputt ist! Da hat er uns jetzt mal eben ein Teil aufgedrückt, daß gar nicht nötig gewesen wäre! Dieser miese, kleine … !“
Den Rest des Satzes grummelte er in seinen Bart. Es war irgendwas mit Selbstbefleckung.
Irgendwann legte sich der Frust über die unnötige und ungeplante Ausgabe und wir freuten uns über den zusätzlichen Speicherplatz, den wir bei unserer stetig wachsenden Menge an Grafiken, Fotos und Videos zugegebener Maßen ganz gut gebrauchen konnten. Doch schon am nächsten Tag ging der Ärger weiter:
„Das darf ja wohl nicht wahr sein! Ich glaub´ ich steh´ im Wald! Was zum Geier hat dieser kleine, arrogante Wichtigtuer da angestellt?!“
Es folgte noch eine ganze Reihe von kernigen Kraftausdrücken, Verwünschungen und fragwürdigen Adelsprädikaten, die mich alarmiert aufhorchen ließen. Ganz offensichtlich war der Rechner immer noch nicht ganz in Ordnung und ich wagte es, leise nachzufragen, was denn los sei.
„Er ist schon wieder aus gegangen!“
„Wieso?!“
„Das finde ich gleich raus! Aber ich wette, der Blödmann hat den falschen Lüfter ausgetauscht! Oder er hat gar nichts ausgetauscht und nur mal ´nen Staubsauger gegen die Lüftungsschlitze gehalten! Sag ich dir gleich, wenn er wieder abgekühlt ist!“
Nachdem der Rechner eine gute halbe Stunde abkühlen durfte, startete er ihn erneut und ließ sofort das Diagnoseprogramm auf Fehlersuche gehen; und da stand es schwarz auf weiß:
„4MOT/4/40000002:HDD-0“
Es war wieder oder immer noch der Festplattenlüfter! Die Schimpfkanonade, die auf diese Erkenntnis folgte, erspare ich mir mal an dieser Stelle.
Mein erboster Ehemann machte von der Fehlermeldung auf seinem Bildschirm ein Foto mit seinem Handy, um es dem Schnösel in seinem Bastelladen unter die Nase halten zu können und packte den Computer wieder in seinen Karton.
Am nächsten Tag hieß es für uns wieder: früh aufstehen, einmal mehr in brütender Hitze quer bzw. längs über die Insel gondeln, sich durch den dichten Stadtverkehr kämpfen und den schweren Rechner wieder energisch im IT-Laden abstellen.
Der junge Mann war nicht erfreut uns zu sehen. Ich begrüßte ihn mit den Worten:
„Hallo! Er hat immer noch dasselbe Problem.“
Er entschied sich, einen auf unwissend zu machen und fragte:
„Wieso? Was macht er denn?“
„Er schaltet ab!“
„Ach sooo …“, meinte er gedehnt und versuchte uns zu erklären, daß das ja jetzt ein neues Problem sei, aber ein Blick in das Antlitz meines brodelnden Angetrauten, der gerade sein Handy zückte, ließ ihn verstummen.
„Es ist immer noch der Festplattenlüfter“, versuchte ich zu erklären und mein Mann hielt ihm, wie am Tag zuvor sorgsam geplant, das Handy mit dem Foto der Fehlernummer unter die Nase.
Im Gesicht des Computerspezialisten zeigte sich so etwas wie Verwirrung. Mein Mann hatte das Foto für ihn vergrößert, damit er ganz genau die Nummer ablesen konnte, aber er fing an, auf dem Touchscreen rumzufingern, um es wieder zu verkleinern. Mein Mann runzelte die Stirn, plusterte es wieder auf und er machte es wieder kleiner. Dreimal versuchte er, das Bild im Gesamten zu betrachten, daß den Computerbildschirm mit dem Diagnoseprogramm und der Fehlermeldung zeigte. Ich sah mir das Spielchen eine Weile an und konnte es mir nicht erklären. Er sollte sich doch die Nummer ansehen, die man nur vergrößert erkennen konnte. Warum fingerte er also da rum, anstatt sie sich abzuschreiben? War er vielleicht weitsichtig oder einfach nur überfordert? Oder war es vielleicht zu viel für ihn, daß ein unwürdiger User wußte, daß sein Rechner ein eigenes Diagnoseprogramm hat und er zu allem Überfluß auch noch damit umgehen konnte? Seit wann darf ein Kunde einem Computerschrauber sagen, was er an seinem Rechner zu schrauben hat und was nicht?! Ich glaube, in diesem Moment ist seine kleine Welt aus Einsen und Nullen zusammengebrochen.
Mein Mann war jetzt jedenfalls mit seiner Geduld am Ende.
„Tausch den Festplattenlüfter aus!“ wies er ihn auf Englisch an. „Es ist mir egal, was dein Diagnoseprogramm sagt, mein Rechner meldet, daß genau dieser Lüfter nicht arbeitet!“ Mit diesen Worten schob er ihm den Karton vor die Füße.
„Ja, ich mache noch mal einen Testdurchlauf, aber wenn unsere Diagnose nichts anzeigt, kann ich nicht machen…“
Er schluckte kurz, denn in diesem Moment durchbohrten ihn gleich zwei Paar eisige Blicke. Er tippte hastig etwas auf seiner Tastatur herum und druckte einen neuen Auftrag aus, den ich ihm unterschreiben sollte.
„Muß ich jetzt etwa wieder auf eine E-Mail warten?“ wollte ich wissen, während ich meinen Willi unter das Papier setzte.
„Wir lassen Sie wissen, wenn Sie ihn abholen können“, kam es förmlich zurück.
„Tausch einfach den Lüfter aus“, ordnete mein Mann zum Abschied ein letztes Mal an. Es klang wie die Prophezeiung der Apokalypse. Er haßt es, wenn er sich ständig wiederholen muß und sein Gegenüber auch noch einen auf stupide oder bockig macht. Wir verließen extrem angesäuert das Geschäft.
Auf dem Heimweg war es dann an mir, mich im Nachhinein noch mal in die gerade erlebte Situation hinein zu steigern.
„Hat er tatsächlich gesagt, wenn sein Programm keinen Fehler anzeigt, kann er nichts machen??! Was bildet der sich ein? Was ist so schwer daran, ein blödes Teil auszutauschen, wenn man ihm schon auf die Nase bindet, welches Teil er ersetzen soll?! Da ist man als erwachsener Mensch jetzt abhängig von so einem eingebildeten, arroganten, kleinen, von sich selbst überzeugten, blöden …!!!“
Mir wollte bei aller Mühe kein passender Titel für ihn einfallen.
„Ganz ruhig“, versuchte mein Mann mich wieder von der Palme zu holen. „Wir warten jetzt erst mal ab und sehen, was passiert.“
„Bleibt uns ja auch wenig anderes übrig“, grummelte ich vor mich hin.
Es ist absolut kein gutes Gefühl für Menschen, die es gewohnt sind ihre Probleme selbst zu lösen, sich auf andere verlassen zu müssen. Ganz besonders, wenn dieser Andere zwanzig bis dreißig Jahre jünger ist als man selbst und sich für einen erhabenen Experten hält, der auch noch ganz genau weiß, daß er am längeren Hebel sitzt, weil man sich ja, wie schon erwähnt, die dringend benötigten Ersatzteile für seinen Rechner nicht selber kaufen und somit auch nicht einbauen darf! Trotz aller Euphorie für Leistung und Design ein fetter Minuspunkt für die Marke mit der fehlerhaften Baumfrucht. Vielleicht sollte man mal eine Mail nach Amiland schreiben mit der Aufforderung, die Lizenzpartner besser zu schulen und zu überprüfen. Zu MacD. kommen ja auch ab und zu Testesser und bewerten die Leistung. Warum nicht auch hier?
Zu unserer großen Überraschung fand ich zwei Tage später eine Mail auf meinem Laptop, daß der Computer zur Abholung bereit sei. Noch am selben Nachmittag machten wir uns zum wiederholten Male auf den langen Weg in die Hauptstadt um hoffentlich ein letztes Mal die Grundlage unserer Existenz aus den unegalen Klauen eines unverbesserlichen Computerexperten zu befreien. Wir waren auf der Fahrt ein wenig am rätseln, was uns erwarten würde, denn in der Mail stand nicht, ob sie den Rechner denn nun repariert hatten oder nicht.
Als wir den Laden betraten, stand wieder das uns wohl bekannte Genie hinter der Theke und blickte uns freundlich entgegen … aber nur kurz, denn dann zündete in seinen Augen der Funke der Erkenntnis, als er uns erkannte. Ich schob ihm lächelnd den Auftrag über die Theke, damit er anhand der Auftragsnummer sehen konnte, welchen Rechner er denn aus seinem Hinterzimmer holen musste. Ich wollte es ihm jetzt auch nicht unnötig schwer machen…
Er verschwand mit dem Zettel hinter einer Tür und dann konnte man zwei Spanier hören, die vergeblich versuchten, leise miteinander zu diskutieren. Mein Mann sah mich fragend an. Ich konnte nicht jedes Wort verstehen, aber da wurde gerade jemand zusammen gefaltet. Kurz darauf kam unser lieb gewonnener, junger Freund mit unserem Schätzchen zurück und freute sich, uns mitteilen zu können, daß der Rechner jetzt wieder einwandfrei funktionierte. Ich konnte es mir nicht verkneifen zu fragen:
„Und? Woran hat es gelegen?“
„Es war tatsächlich der Festplattenlüfter. Wir hatten ihn zwar ausgetauscht, aber aus irgendeinem Grund funktionierte er nicht. Wir wissen nicht, warum. Aber wir haben einen Neuen eingebaut und jetzt läuft wieder alles“, sprudelte es aus ihm heraus.
„Ja, ja“, dachte ich im Stillen und als ich den spanischen Redeschwall meinem Mann übersetzt hatte, konnte ich in seinem Gesicht ablesen, daß er dasselbe dachte… und noch einiges mehr! Aber er blieb still, sagte nichts und blickte ihn einfach nur an. Der junge Mann wirkte auf mich irgendwie erleichtert, als er mir ein weiteres Papier entgegen schob und wieder eine Unterschrift verlangte. Damit sollte ich bestätigen, daß ich den Rechner repariert zurück bekommen habe und es wurden auch keine weiteren Kosten erhoben. Das hätte ich ihm auch geraten! Wäre ja noch schöner.
Wir bedankten uns höflich und der Computerexperte beeilte sich, eine bereits wartende weitere Kundin zu enttäuschen … zu bedienen.
Zu Hause wurde direkt ein Diagnosecheck gemacht. Diesmal zeigte das Programm drei funktionale Lüfter an. Man Mann lehnte sich erleichtert in seinem Stuhl zurück und stellte dem Universum die wichtige Frage:
„Warum ist es immer so anstrengend, die Leute davon zu überzeugen, daß ich Recht habe?!“


Text: Nadja von der Hocht

Grafik: Nadja von der Hocht