BrokkoliröschenKinder! Es gibt Essen!“ Der Ruf rief in einem als Kind jedes Mal leichte Spannung hervor, denn schließlich verteilte Mutter keine Speisekarten aus der man hätte wählen dürften, sondern es musste gegessen werden, was auf den Tisch kam.

Bei Hühnerbeinchen mit Fritten war die Welt zwar immer in Ordnung, aber das gab es in einer abwechslungsreichen Küche, in der eine experimentierfreudige Mutter die Chefköchin war, nun mal nicht alle Tage. Der Tag war sofort im Eimer, wenn einem schon von weitem die dampfende Schüssel mit dem Brokkoli ins Auge und in die Nase stach.
Als Kind wusste man das Supergemüse einfach nicht zu schätzen und verzierte schmollend den Tellerrand mit der gesunden, essbaren Blume.
Zum Glück ändern sich mit dem Erwachsenwerden offenbar auch die Geschmacksknospen, denn heute ist der grüne Verwandte des Blumenkohls in der eigenen Küche Pflichtbestandteil einer jeden gehaltvollen Gemüsepfanne.

Der Brokkoli ist vollgepackt mit Vitaminen und Mineralstoffen und wenn man ihn nicht in heißem Wasser zu Tode kocht, um dann die im Wasser gelösten heiß begehrten, gesunden Inhaltsstoffe in den Ausguß zu kippen, kann man sich so manches Nahrungsergänzungs-Pillchen sparen.
Die grüne Blüte, die in ihrer Form eher an ein kleines Bäumchen erinnert und deren Stängel ebenfalls essbar sind, lässt sich sowohl roh als auch gegart genießen. Der Kreuzblütler schmeckt gedünstet, gebraten, blanchiert oder gratiniert und mit ein bisschen Pfeffer darf er in keiner Gemüsepfanne oder Suppe fehlen.
Die Mineralstoffe wie Calcium, Kalium, Eisen, Zink, Natrium und Phosphor, sowie die Vitamine C, B1, B2, B6, E und Carotin bleiben bei schonender Zubereitung weitestgehend erhalten, was den Brokkoli zum Superhelden unter den Gemüsesorten macht.
Caterina de´ MediciUrsprünglich stammt der Brokkoli oder auch „Broccoli“ (lat.: Brassia oleracea var. Italica) aus Kleinasien und war zuerst innerhalb Europas nur in Italien bekannt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts begann er dann allerdings seinen Eroberungsfeldzug durch Europa, als Caterina de´ Medici ihn aus Italien mit nach Frankreich brachte. Sie war eine Prinzessin von Urbino und entstammte der einflussreichen, wie auch berühmt-berüchtigten Familie der Medici, deren Familiensaga in unserer Zeit schon so oft verfilmt wurde. Sie machte sich mit Gefolge, reichlich Mitgift und Austattung sowie dem Brokkoli im Gepäck auf den Weg nach Frankreich, um den Thronfolger Heinrich II. zu ehelichen. Als zukünftige Königin von Frankreich, deren Aufgabe es war, für Nachkommen zu sorgen, um dann doch ihren Gatten mit diversen Konkubienen teilen zu müssen, wollte sie wenigstens gut und gesund essen und zwar Produkte aus der geliebten Heimat, die sie wegen politischer Schachereien der machtbesessenen, männlichen Verwandten hatte verlassen müssen.
Bald darauf gelangte das Gemüse als „Italienischer Spargel“ auch auf die Teller englischer Bankett-Tafeln, um knapp zweihundert Jahre später im Gepäck des US-amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson als „Versuchspflanze“ in amerikanischen Ackerböden Wurzeln zu schlagen. In Europa wird der Brokkoli vorwiegend in den westlichen Mittelmeerländern angebaut, wobei die meiste Ernte immernoch aus Italien stammt. Hauptanbaugebiet ist die Gegend um Verona in Italien.




Text: Nadja von der Hocht

Foto: Brokkoliröschen
Coyau / Wikimedia Commons

Foto: Porträt der Caterina de' Medici (1519-1589)
François Clouet zugeschrieben, Public domain, via Wikimedia Commons