AvocadoJe nach Sorte ähnelt sie von außen entweder einer mittel- bis dunkelgrünen Birne oder einer schwarzen, manchmal auch dunkelroten oder purpurfarbenen, verschrumpelten Orange.

Ihr Fruchtfleisch, daß eine Konsistenz von weicher, gelblich bis grünlicher Butter hat, ist reich an ungesättigten Fettsäuren und Kalium und hat einen physiologischen Brennwert von stolzen 221 Kilokalorien, bzw. 909 Kilojoule.
Die Rede ist von der Avocado. Sie gehört zur Familie der Lorbeergewächse und ist streng genommen eigentlich eine Beere. Ihren Ursprung hat die Avocado in Südmexiko, wo sie bereits von der Kultur der „Coxcatlán“ in Tehuacán, einer heute noch existierenden Stadt im mexikanischen Bundesstaat „Puebla“ kultiviert wurde. In Zentralamerika mit seinem tropischen und subtropischen Klima wird die Avocado bereits seit rund 10.000 Jahren genutzt. Erstmals schriftlich erwähnt wurde die butterige Beere von dem spanischen Chronisten, Historiker und Eroberer Pedro de Cieza de León (1520 - 1554). Er notierte in seinem Reiselogbuch, wo er die Frucht überall wachsen gesehen hat: nämlich in Ecuador, Panama, Kolumbien und Peru. Der Großteil seiner Schriften wurden allerdings nicht zu seinen Lebzeiten veröffentlicht und schlummerten Jahrhundertelang in spanischen Archiven vor sich hin, bis sie im 19. und 20. Jahrhundert wiederentdeckt wurden. Deshalb hatte man in unseren Breitengraden lange keine Kenntnis von der köstlichen und gesunden Frucht aus dem mittel- und südamerikanischen Regenwald. Die Spanier brachten die Avocado zwar nach Chile, in die Karibik und auf die portugiesische Insel Madeira, von wo aus sie ihren Weg während des 19. Jahrhunderts bis nach Afrika, Madagaskar, Malaysia und die Philippinen fand, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann man damit, die Avocado im größeren Stil in andere Länder zu exportieren. Die Früchte, die wir in Deutschland im Supermarkt finden, stammen gar nicht mehr aus ihrem Ursprungsland, da die in Europa verkauften Avocados hauptsächlich aus Ländern wie Israel, Südafrika oder Spanien stammen.


Avocado "Hass"Heute existieren über 400 handelsübliche Sorten der Avocado und alle sind durch Züchtungen und Kreuzungen aus nur drei Typen entstanden, die in der Natur vorgefunden wurden. Typ „M“ stammt aus Mexico. Die Früchte sind birnenförmig und haben einen hohen Fettgehalt. Typ „W“ kommt aus Westindien und diese Früchte sind eher eiförmig mit einem niedrigen Fettgehalt. Typ „G“ stammt aus Guatemala mit kugeligen Früchten, deren Fettgehalt eher mittel ist.
Der heute weltweit meist verbreitete Typ „Fuerte“ entstand aus einer Kreuzung der Typen G und M, stammt aus Mexiko und ist seit 1911 im Handel. Diese birnenförmigen Avocados mit mittelgrüner Schale und hellgelbem bis grünlichem Fruchtfleisch findet man auch verstärkt im deutschen Handel.
In anderen Ländern, wie den USA und Frankreich findet man eher Früchte der Sorte „Hass“. Bei dieser Sorte handelt es sich nicht um eine gezielte Züchtung, sondern um eine zufällige Mutation, die der Kalifornier Rudolph Hass in den 1930 Jahren eines Tages in seinem Garten entdeckte. Daher der Name. Die meisten Sorten sind nach ihren Züchtern benannt. Eine Hass-Avocado ist etwas kleiner und kugeliger als die Fuerte und hat eine dicke, warzige Schale, die sich dunkelviolett bis schwarz verfärbt, sobald die Frucht reif ist. Alle Hass-Avocadobäume, die heute in Spanien, Chile, Mexiko, Kalifornien, Israel und sogar Neuseeland und Australien angebaut werden, stammen von diesem einen Baum ab, den Rudolph Hass damals in seinem Garten entdeckt hat.


Avocados am BaumInteressant ist auch, wie die Avocado zu ihrem Namen kam, denn in der Gegend des alten Tehuacán hat man ja ursprünglich kein Spanisch gesprochen. Auch bezeichnen die spanische sprechenden Völker, die Avocado heute ganz anders, obwohl auch das Wort“ Avocado“ einem alten spanischen Wort angelehnt ist. Will man heute beispielsweise in Spanien eine Avocado kaufen, fragt man nach einer „Aguacate“. Diese Bezeichnung geht auf das alte Nahuatl-Wort „ahuacatl“ zurück, das so ähnlich klingt und was lustigerweise so viel wie „Hoden“ bedeutet. Vielleicht haben sich die indigenen Völker durch die Form der Früchte und wie sie manchmal nebeneinander am Baum hängen, inspirieren lassen... man weiß es nicht. Das Wort „Avocado“, wie wir es in unseren Breitengraden benutzen, ist dem älteren spanischen Wort „advocat“ bzw. „abogado“ entlehnt, was beides „Rechtsanwalt“ bedeutet … wie man allerdings darauf gekommen ist eine Baumfrucht nach dem Beruf des Rechtsverdrehers zu benennen mutet dann doch recht spanisch an....Guacamole
In Argentinien, Chile, Bolivien und Peru bedient man sich eines alten Quechua-Wortes für die Avocado und bezeichnet sie dort als „palta“. Im Portugiesischen verwendete man früher auch Begriffe wie „Abacata“ oder „Abacate“ während man im Land der Dichter und Denker gerne etwas fantasievollere und blumigere Namen gefunden hat. Wegen der Konsistenz des Fruchfleischens wurde die weitgereiste Frucht gerne als „Butterfrucht“, Butterbirne“ oder sogar „Aligatorbirne“ genannt. Den letzteren Namen hatte sie wohl der Beschaffenheit ihrer Schale zu verdanken.


Aber ganz egal wie man sie auch nennt, ihr nahrhaftes Fruchtfleisch ist mittlerweile in zahlreichen Gerichten der internationalen Küche vertreten. Am bekanntesten ist wohl die „Guacamole“. So nennen die Mexikaner das cremige Mus, dass sie aus dem Fruchtfleisch herstellen und das sich prima zum Dippen, als Brotaufstrich oder als Füllung für Tortilla eignet.

Doch ganz egal ob Dipp, Suppe, Sandwich, Salat, Soße oder Shake, als Beilage oder Hauptgericht, die mittelamerikanische Frucht hat die Welt erobert.

 

 

 

Text: Nadja von der Hocht

 

Foto: Avocado Titelbild (bearbeitet)
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Foto: Avocado Hass
JJ Harrison (https://www.jjharrison.com.au/), CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons

Foto: Avocados am Baum
Kondah, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Foto: Guacamole
Popo le Chien, CC0, via Wikimedia Commons