LidschattenLidschatten gibt es in allen Farben und in verschiedenen Konsistenzen. Ob matt, leicht schimmernd oder extrem glitzernd, ob puderig, cremig oder in Stiftform, das bunte Augen-Make-up dient heute dem alleinigen Zweck der Verschönerung und zählt wie anderes Gesichts-Make-up wie Kajal oder Lippenstift, aber auch Nagelpflegemittel zur dekorativen Kosmetik.

Mit der Hilfe von verschieden farbigem Lidschatten lässt sich die Form und sogar der Ausdruck der Augen durch gekonnt gesetzte Schattierungen optisch verändern. Diese Idee, den Augen bzw. seinem Blick durch Farbe eine andere Form oder sogar einen anderen Ausdruck zu verleihen ist nicht neu. Die ersten Menschen, die versuchten durch eine bemalte Augenpartie bei ihren Mitmenschen einen besonderen Eindruck zu erwecken, waren vermutlich Priester und Schamanen, die zu rituellen Zwecken ihr Gesicht bemalten und besonders die Augen betonten.
Dabei beschränkten sie sich nicht nur auf schwarze Schminke, die sie aus Kohl oder Pyrit herstellten. Vor rund 50.000 Jahren benutzten die Neandertaler bereits Schminke aus gelbem Goethit und rotem Hämatit. Ein paar tausend Jahre später, so gegen 2.500 v.Chr. hatten die alten Ägypter ihre Farb- und Produktpalette bereits um einiges erweitert. Sie ließen ihren Blick am liebsten in grünem Malachit und blauem Lapislazuli erstrahlen. Schwarze Farbe mischten sie aus Kohle und Öl und Rot gewannen sie aus Zinnober und Bleiglanzpuder. Die bunten Minerale wurden geduldig zu Pulver zermahlen und anschließend mit etwas Tierfett vermengt. So wurde die Paste geschmeidiger und ließ sich besser auftragen.Antike Schminke
So wie´s aussieht, hat der Mensch wohl schon immer gerne mit Farben und Formen gespielt und das eigene Gesicht dabei als Leinwand genutzt. Der Lidschatten begann seinen Werdegang ganz unschuldig und wenig kreativ, in Form einer schwarzen Augenumrandung als Schutz vor der Sonne und machte dann Karriere als Kriegsbemalung und rituelle Zeichnung auf den Gesichtern von Kriegern und Priestern. Bald darauf wußten auch Schauspieler und Gaukler mit dem richtigen Farbton auf den Lidern die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Heute wird das bunte Puder ganz selbstverständlich im Alltag verwendet, ohne daß man zwingend in der farbigen Gestaltung des Auges eine rituelle Bedeutung hinein interpretieren muss. Man bzw. Frau darf der Kreativität in der farblichen Verschönerung ihrer Augenlieder freien Lauf lassen. Dafür kann sich die moderne Frau kaum noch entscheiden zwischen all den mannigfaltigen Nuancen. Matt oder mit Glitzer, cremig, flüssig oder lieber puderig, als Stift oder doch lieber im Döschen? Wie trägt man es auf? Mit dem Finger, Applikator oder dem Pinsel? Bei der Gestaltung sind keine Grenzen gesetzt. Alles ist erlaubt, auch mehrere Farben auf einmal. Mit dem richtigen Kniff und gekonnt gesetzten Schatten und Highlights, kann man das eigene Auge größer erscheinen lassen oder sogar die naturgegebene Form der Augenwinkel optisch verändern. Soll der Blick heute lieber feurig sein? Oder wie wäre es zu später Stunde mit ein paar verrucht wirkenden „Smokey eyes“? Dafür darf man dann wieder ganz tief in die Puderdose greifen. Doch bei aller Liebe zum farbigen Puder, Pinsel & Co., sollte man immer im Hinterkopf behalten: weniger ist mehr!
      

 

 

 

 

 

 

Text: Nadja von der Hocht

Fotos:  
Lidschatten Palette: Nkns, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Lidschatten lila: courtney murray rhodes, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
Smokey eye: courtney murray rhodes, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
Glitzer Lidschatten: Valakaren26, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Antike Schminke: Kerameikosmuseum, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons