Der KajalDer Kajal, oder auch Kohlestift oder Eyeliner, egal ob fest oder flüssig, ist heute fester Bestandteil der dekorativen Kosmetik und aus keinem Schminktäschchen mehr weg zu denken.
Der Brauch, sich die Augenlider schwarz zu umranden kommt tatsächlich aus der

Steinzeit und hat ihren Ursprung in sehr heißen, sonnigen Ländern wie Indien, Arabien und Ägypten. Anfänglich wurden sich die Augen nicht bemalt, um sich schön zu finden, sondern aus ganz praktischen Gründen:

die Öle, die in dem einfachen Kohlegemisch verwendet wurden, sollten Fliegen und andere Insekten vom Gesicht fernhalten. Außerdem hat die schwarze Farbe unter dem Auge, die Eigenschaft, Sonnenstrahlen zu absorbieren. So werden die Augen nicht geschädigt, wenn man seinen Blick längere Zeit durch die glühende Wüste schweifen läßt.
American-Football-Spieler greifen heute noch auf diesen Trick zurück, indem sie sich dicke, schwarze Balken unter das Auge malen. Jetzt darf man sich die Jungs allerdings nicht mit einem Handspiegel und einem filigranen Kajalstift in der groben Faust vorstellen, wie sie sich gegenseitig in der Umkleidekabine das Antlitz dekorieren, bevor sie aufs Spielfeld stürmen. Es gleicht eher einer Kriegsbemalung, die mit einer Paste, mittels zweier Finger in zwei Sekunden unter die Augen gewischt wird. Der Einfachheit halber wird auch schon mal zu ordinärer Schuhcreme gegriffen. Hauptsache, die Paste ist schwarz und hält während des ganzen Spiels die Sonnenstrahlen vom Auge fern.
Der Begriff „Kajal“ kommt übrigens aus der indischen Sprache Hindi. Indischer Kajal wird aus dem Ruß von verbranntem Butterschmalz hergestellt, welches für die Zeremonie des „Lebendigmachens“ in indischen Tempeln gebraucht wird. Die schwarze Paste wird der Statue der jeweiligen Göttin um die Augen gepinselt, um sie zu erwecken.
Die wohl ältesten Überlieferungen in Sachen Schminktipps für die Augen, kennen wir aus dem alten Ägypten. Auf unzähligen Wandmalereien, Statuen und anderen Kunstwerken kann man immer noch die kunstvoll, mit grüner oder schwarzer Farbe hervorgehobenen Augen der Pharaonen erkennen. Das schönste und faszinierendste Beispiel des altägyptischen Schönheitsideals ist die Büste der Königin Nofretete, die mit perfekt gezogenem Lidstrich in völliger Dunkelheit Jahrtausende lang geduldig ihren Entdeckern entgegenblickte.
Die Ägypter verwendeten Ruß und mischten Bleiglanz, Manganoxid, schwarzes Eisenoxid sowie Magnetit dazu. Um einen grünen Farbton zu bekommen, zerrieben sie den grünen Edelstein Malachit zu einem feinen Pulver, den sie unter die Mischung mengten. Diese durchaus giftige Kupferverbindung, hatte eine antiseptische Wirkung und sollte Augenkrankheiten vorbeugen. So wurde damals schon das Schöne mit dem Nützlichen verbunden.
Auch die letzte Pharaonin Ägyptens, die Königin Kleopatra VII. , wußte um die Wirkung ihrer stark betonten Augen. So ist es vielleicht nicht zuletzt dem Kajal zu verdanken, dass sich die Eroberung Ägyptens durch die Römer noch ein paar Jahre verzögert hat, als Julius Caesar zum ersten Mal vor der betörend geschminkten Ptolemäerin stand … der Rest ist Geschichte…

Der moderne Kajal-Stift besteht aus verschiedenen Pflanzenölen wie Mandel-, Kokosnuss- oder Jojobaöl. Dazu kommen Wachse wie Bienen-, Candelilla, und Carnaubawachs, sowie verschiedene Fette, Glycerin, Talkum, Glimmer, Vitamine, Kohle oder Eisenoxidpigmente.
Er ist entweder als Konturenstift erhältlich oder als Flüssigkeit, die mit einem feinen Pinsel aufgetragen wird und natürlich gibt es ihn nicht nur in grün oder schwarz, sondern in fast jeder beliebigen Farbe.
Er ist Grundbestandteil vom einfachen Tages – Make-up, über Abend- oder Disco-Make-up bis hin zu aufwendigen, malerischen Kunstwerken, die so mancher künstlerisch begabter Mensch auf seinem Gesicht entstehen lässt.


Text: Nadja von der Hocht


Foto: Nadja von der Hocht