Eine der ersten Botinnen, die das Nahen des baldigen Frühlings ankündigt, ist die Tulpe. Sobald sie ihr Köpfchen aus der Erde streckt, wird es wärmer. Das Liliengewächs lässt sich heute in ca. 150 verschiedenen Arten bewundern und zahlreiche Hybriden zieren im Frühling und Sommer Parks, Gärten und unsere Wohnzimmer.
An den vielen verschiedenen Farben und Blattformen, mit der die Tulpe zu verführen weiß, kann sich der Blumenfreund kaum satt sehen. Sie leuchtet von weiß, gelb, orange, rosa und rot über blau bis schwarz. Manche Exemplare sind sogar mehrfarbig gestreift. Was bei den meisten Arten allerdings auf eine Infektion mit dem Mosaikvirus zurückzuführen ist.
Die ausdauernde, krautige Tulpe erreicht je nach Art Wuchshöhen von 10 bis 70 Zentimetern und verbirgt ihre Erneuerungsknospen in einer Zwiebel um ungünstige Jahreszeiten besser überdauern zu können. Nach der Blüte stirbt die Zwiebel zwar ab, gleichzeitig entwickelt sich aber zwischen den Zwiebelschuppen eine neue blühfähige Zwiebel. Um die Tulpe zu vermehren, kann man einerseits ihre Samen aussähen (generativ), wenn man denn soviel Geduld hat. Viel schneller geht es, nutzt man die Tochterzwiebeln, die die Tulpe nach der Blüte gebildet hat (vegetativ). Die Tochterzwiebeln, die im Sommer an den großen Mutterzwiebeln herangewachsen sind, werden im Frühherbst ausgegraben und abgetrennt. Noch vor dem ersten Bodenfrost pflanzt man sie schon neu, da die Tulpe zur Blütenbildung die Kühlphase des Winters braucht, um im kommenden Jahr größere Zwiebeln bilden zu können. Will man, dass die neue Tulpe genauso aussieht, wie die Mutterpflanze, pflanzt man die Tochterzwiebel ein, denn versucht man neue Tulpen aus ihren Samen zu ziehen, kann es vorkommen, dass die neue Pflanze ganz andere Eigenschaften aufweist, als die Mutterpflanze. Sie könnte zum Beispiel in ganz anderen Farben erblühen, als man das erwartet hat.
Und die Farbe spielt, wie bei vielen Schnittblumen, eine enorme Rolle, denn irgendwann entstand mal der Brauch: „Sag´s mit Blumen, statt mit Worten.“ So unterschiedlich die Farbgebungen der Blüten sind, um so mannigfaltiger die Botschaft, die der Schenkende dem Beschenkten überbringen will. Da muss man sich in der Welt der Symbolik ganz hübsch auskennen, damit man nicht versehentlich die falsche Botschaft übermittelt. Denn die Schwiegermama, der man zum Geburtstag einen großen Strauß schwarzer Tulpen überreicht hat, könnte beim Deuten dieser Geste leicht ins Grübeln kommen... Vielleicht hat der Schenkende sich gedacht:
„Schwarze Blumen! Wow! Wo gibt’s das schon?! Damit schinde ich bestimmt enorm Eindruck“, ohne zu ahnen, daß eine schwarze Tulpe laut „Symbolik-Knigge“ für tiefe Leidenschaft und kaum zu bändigende, entbrannte Gefühle steht. Während die Beschenkte sich mit eingefrorenem Lächeln vielleicht fragt:
„Schwarz? Wieso schwarz? Wie meine Seele, oder wie?“
So faszinierend schwarze Tulpen auch sein mögen, so sind sie aufgrund ihrer Symbolik dann doch eher mit Vorsicht zu verschenken. Da bringt man der Schwiegermutter lieber ein paar gelbe Tulpen mit. Die stehen unter anderem für Sympathie und Freundschaft.
Die Bedeutung der Farben ändert sich gerne mal, so dass es schwer ist, da auf dem Neuesten Stand zu bleiben aber im Allgemeinen kann man die verschiedenen Farben zur Zeit folgendermaßen deuten:
Die weiße Tulpe steht für ewige Liebe, allerdings auch für Unschuld, Einsicht und Bedauern.
Die gelbe Tulpe impliziert Fröhlichkeit, Optimismus, Hoffnung, Sympathie und Freundschaft.
Strahlt die Blüte in einem leuchtenden Orange, symbolisiert sie Zuneigung, Lebensfreude und Liebe mit einem zarten Hauch von Leidenschaft.
Die rote Tulpe steht natürlich, man hätte es kaum vermutet, für die Liebe, während die zart rosafarbene Tulpe für die erste Verliebtheit, Frühlingsgefühle und Romantik steht.
Das kräftig leuchtende Pink ist für Glück und Freude zuständig und soll gleichzeitig Vertrauen ausdrücken.
Bläulich gefärbte Tulpen sind zwar noch selten und eher untypisch, aber eine blaue Tulpe verspricht ewige Treue.
Hüllt sich eine Tulpe in königliches Purpur, bzw. Lila, vermittelt sie Wohlstand und Wohlwollen. Merkwürdigerweise steht sie aber auch für Bescheidenheit sowie für Liebe auf den ersten Blick.
Mit der schwarzen Tulpe will man Sinnlichkeit und Leidenschaft zum Ausdruck bringen.
Wer also beim Blumen Verschenken auf Nummer sicher gehen will, stellt sich am besten einen kunterbunten Strauß mit allen möglichen und unmöglichen Farben zusammen. Da kann sich der Beschenkte dann die passende Gesinnung selbst herauspicken …
Text: Nadja von der Hocht
Beitragsbild: Cillas, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Foto Tulpe pink: John O'Neill / CC BY-SA
Foto Tulpe lila: Donar Reiskoffer, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Foto schwarze Tulpen: Atilin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Foto buntes Tulpenfeld: Sakurai Midori, CC BY-SA 2.1 JP, via Wikimedia Commons